Autor:

Franz Josef Huber

Oberdorfer "Thurn"

Neben der Pfarrkirche in Dornbirn - Oberdorf, dort wo sich mit dorfbilderdrückender Wucht das Wohnhaus der Vorarlberger Wohnungsbau- und Siedlungsgesellschaft erhebt, standen der "Oberdorfer Thurn" und das "Emserschlößchen". Daran erinnern der Name der Gaststätte Schloßbräu, der daneben im Hochhaushof stehende Turmmauerstumpf mit 8.5 m im Geviert und eine Gedenktafel mit Grundriss, Rekonstruktion und Kurzgeschichte an der Bergstraßenseite des Hochhauses.
In einer Belehnungsurkunde König Wenzels von 1391 erfahren wir zum ersten Mal von einer "Veste Dornbürren". Ob die 1389 von den Rittern von Ems ausgekauften Edlten von Torenbüren mit ihr in Verbindung standen, ist bis heute ungeklärt.
Während des Appenzellerkrieges wurde der Turm 1406 im Kampf mit Graf Wilhelm von Bregenz durch die Aufständischen niedergebrannt. 1465 verlieh Herzog Sigmund von Österreich "Das Schloß den Turn genannt", wohl noch Ruine, dem Ritter Jakob I. von Ems. Jakob setzte im gleichen Jahr den 22 - 25 m hohen Turm wieder instand und baute daran das "Emserschlößchen". Daneben, oberhalb der heutigen Pfarrkirche, ließ er zusammen mit seinem Bruder Hans I. eine Kapelle zu Ehren des hl.Sebastian errichten, die Grablege der Dornbirnerlinie derer von Ems wurde. Nach der im Schwabenkrieg am 20. Februar 1499 verlorenen Schlacht bei Hard plünderten die Sieger durch das Rheintal und setzten Turm und Schloß im Oberdorf abermalss in Brand.
Drei Jahre danach erfolgte unter den Brüdern Jakob II. und Hans II. der Wiederaufbau.
Über die Schwiegersöhne Hans II., Johann von Zinzendorf und Ulrich von Schlandersberg, bzw. dessen kam der emsische Dornbirnerbesitz mit einer Ringmauer umgeben. Ein unterirdischer Gang verband die außenliegende Kapelle mit dem Schloßhof. Nach dem Erlöschen des Hohenemischen Mannesstammes 1759 gerieten Turm und Schlösschen immer mehr in Abgang. Nach der Lehensausgleichkonferenz von 1763 zog Österreich das Turmlehen ein. 1827/28 verwendete man das Steinmaterial der Schlossruine zum Bau der neuen Kirche im Oberdorf. 1846 schlug ein Blitz in den noch bedachten Turm, woraufhin er ein Jahr später wegen angeblicher Baufälligkeit geprengt wurde.
Beim Bau des Hochhauses 1970 gelang es, dank der Initiative des Burgenausschußes des Vlbg. Landesmuseumsvereins, der Unterstützung der Stadtgemeindeverwaltung und privater Gönner, den größten Teil der Turm- und Schlossgrundmauern durch Burgenausschuß und Landesmuseum freizulegen und vor dem gänzlichen Abbruch der Schlossgrundmauern, ausgenommen jener des Turmes, zu vermessen und zu dokumentieren.

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Literatur:

Kleines Vorarlberger Burgenbuch Ländle-Bibliothek Band III.