Autor:
Werner Matt
Dr. Paul Waibel (1902 – 1994)
Paul Waibel ist das letzte von 14 Kindern des Ehepaares Max und Juliana Waibel. Nach seiner Matura am Realgymnasium in Dornbirn schließ er seine Studien, nach einer Ausbildng zum Diplom-Kaufmann, als Jurist ab. Während des Studium in Graz tritt er der Burschenschaft „Vandalia“ bei. 1930 legt er die Rechtsanwaltsprüfung ab und wird Rechtsanwalt, 1933 eröffnet er seine eigene Kanzlei.
Er tritt der NSDAP und SS bei und wird nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten am 13. März 1938 um kommissarischen Bürgermeister bestellt. Seine Vereidigung sowie die seiner Beigeordneten (= Stadträte) und Ratsherren (= Gemeinderäte) erfolgte am 28. März 1939. SS-Untersturmführer Dr. Paul Waibel verfügte über Sepp Dreher, Toni Thurnher und Pepe Mähr als Beigeordnete sowie zwanzig Ratsherren. Da die Kreisleitung über ein entscheidendes Mitspracherecht bei den Nominierungen verfügte, verwundert es nicht, dass fast alle dieser Männer parallel entweder auf Kreisleitungs- oder Ortsgruppenebene mindestens ein Amt in der NSDAP bekleideten. Die Vollzugsgewalt lag nun allein beim Bürgermeister, Beigeordnete und Ratsherren übten lediglich eine beratende Tätigkeit aus; das Gemeindeoberhaupt stand dafür aber unter strenger Kontrolle von Partei und staatlicher Behörde.
Gauleiter Hofer wollte, daß ein gemeinsamer Gau Tirol/Vorarlberg entsteht. Dr. Waibel und viele Bürger waren massiv dagegen. Wenn er diese Zustimmung erteilt hätte, wurde ihm von Hofer das Bürgermeisteramt in Innsbruck in Aussicht gestellt. Waibel wusste, daß er nur zwei Möglichkeiten hatte: ersten sich zum Hofer-Wunsch zu gebeugen oder zweitens in die Ostfront kommandieren zu lassen, dass letztere hat er getan und überlebte.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wird Waibel nach mehreren Ansuchen 1948 wieder als Rechtsanwalt zugelassen, 1975 tritt er in den Ruhestand.
Dr. Paul Waibel 1938-1940. (Originalbild im Dornbirner Rathaus)
Literatur:
Ingrid Böhler: Dornbirn 1914-1945. In: Werner Matt, Hanno Platzgummer (Hrsg.): Geschichte der Stadt Dornbirn, Band 2, 2002.