Autor:

Hubert Weitensfelder

Land- und Forstwirtschaft im 18. und 19. Jahrhundert

Im 18. und 19. Jahrhundert war die Vorarlberger Landwirtschaft
von drei Tendenzen geprägt. Zum ersten lösten Getreide- und
Gemüsesorten die traditionellen Anbaufrüchte allmählich ab bzw.
ergänzten diese. Zweitens erfolgte eine Reihe von Boden-
reformen, und zwar in Form von Vereinödungen und Allmend-
teilungen. Damit ließen sich die Böden rationeller bewirtschaften.
Drittens stellten sich die Bauern nach der Errichtung der
Eisenbahn vermehrt vom Getreidebau auf die Viehwirtschaft um,
wobei sie sich erstmals systematisch mit der Zucht verbesserter
Rinderrassen befassten.
Während der frühen Neuzeit wurden in Dornbirn wie im ganzen
unteren Rheintal vor allem Spelzweizen (Vesen) sowie Hafer
angebaut. In der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts taucht im
Raum Dornbirn-Hohenems erstmals die Maispflanze auf. Im
Verhältnis zur Anbaufläche lieferte der Mais höhere Erträge und
eignete sich somit in besonderem Maß für die Ernährung der
Bewohner größerer Gemeinden. Insgesamt blieb Vorarlberg aber
auf umfangreiche Getreidelieferungen aus Oberschwaben
angewiesen und musste diese Importe teuer bezahlen.

In den Jahren 1769/70 erfolgten in großen Teilen Mitteleuropas
schwere Missernten, die Hungersnöte nach sich zogen. Die
Behörden reagierten darauf mit entschiedenen Maßnahmen.
So ordnete 1771 die Obrigkeit in Feldkirch an, dass Dornbirn
die Weide des Viehs auf der Allmende - den gemeindeeigenen
Gründen - sowie auf den Mähdern aufheben müsse. Damit
wurde nun ein freier Anbau von Nutzpflanzen möglich.
Aufgrund der Erfahrungen aus den Hungerjahren fand
außerdem die Kartoffel vermehrt Eingang.
1816 zum Beispiel war ein schlechtes Jahr für Weizen, Roggen
und Gerste, während der Hafer gut geriet. Erbsen und Bohnen
lieferten weniger Ertrag, als ausgesät worden war, auch Kraut
und Rüben wuchsen schlecht. Ursachen dafür waren unter
anderem eine Schneckenplage und früher Reif.
Zum Maißertrag hieß es gar: der Kukurutz (...) daß Hauptnahrungs-
mittel allhier, ist ganz ungenießbar ausgefallen, so daß man ihn
dem Viehe als eine schlechte Mastung fütten muß.


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Literatur:

WEITENSFELDER Hubert: Fabriken, Kühe und Kasiner - Dornbirn im Zeitraum von 1770 bis 1914. In: Werner Matt, Hanno Platzgummer (Hrsg.): Geschichte der Stadt Dornbirn. Band 2, 2002