Autor:
Manfred Tschaikner
Leibeigenschaft
Im Niederdorf lebten um die Mitte des 18. Jahrhunderts nicht nur überdurchschnittlich viele Begüterte, sondern auch unterdurchschnittlich wenige Leibeigene. Im Gegenzug dazu wies das Viertel Hatlerdorf mit der durchschnittlich ärmsten Bevölkerung den höchsten Anteil an Leibeigenen auf. Wie bei der Gruppe der Freien zählte auch bei den Leibeigenen der Großteil zu den ärmeren Bevölkerungsschichten. Dabei bildete die Leibeigenschaft nicht den Grund der Armut. Dieser Stand war zwar außer mit Einschränkungen der persönlichen Freiheit auch mit zusätzlichen Belastungen verbunden, er bot jedoch durchaus auch Vorteile, was etwa die Zuteilung von emsischen Lehen, Ämtern oder Aufträgen betraf. Deshalb kauften sich nicht nur immer wieder Leute frei, sondern begaben sich manche freiwillig in emsische Leibeigenschaft. Heiratete ein freier Mann eine Leibeigene oder ein Leibeigener eine Freie, dann gab der Status des Mannes den Ausschlag für den künftigen Stand der gesamten Familie.
Die emsische Leibeigenschaft konzentrierte sich auf bestimmte Sippen, besonders auf die Diem, Thurnher, Hämmerle, Spiegel, Hefel, Fußenegger, Franz, Mathis und Rüf. In geringerem Maße betraf sie auch die Familien Bäsinger, Schmitter, Drexel, Eiler, Hohl, Rick, Sohm und Welpe. Keine Leibeigenen wiesen die Schwendinger, Huber, Mäser, Wehinger, Feurstein, Luger, Klocker, Kaufmann, Bohle, Wohlgenannt, Salzmann, Winsauer, Hilbe, Albrich, Winder, Böhler, Gmeiner, Maier, Kalb, Ulmer sowie Rein auf. Wie bereits angedeutet, lebten in Dornbirn außer den emsischen auch mehrerauische Leibeigene, die jedoch zahlenmäßig kaum ins Gewicht fielen.
Literatur:
TSCHAIKNER, Manfred: Dornbirn in der frühen Neuzeit. In: Werner Matt, Hanno Platzgummer (Hrsg.): Geschichte der Stadt Dornbirn, Band 1, 2002.