Autor:
Manfred Tschaikner
Zuwanderung
Die Bevölkerungszunahme in der frühen Neuzeit erfolgte nicht nur durch natürliche Reproduktion, sondern im 16. und 17. Jahrhundert in beträchtlichem Maße auch durch Zwanderung. Sogar der Erbauer eines heutigen Dornbirner Wahrzeichens, des Roten Hauses, war ein Zugezogener. Wie etwa das benachbarte Gericht Hofsteig oder andere Gemeinden der Herrschaft Feldkirch versuchte Dornbirn in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, den Einzug Fremder zu erschweren. Um 1600 stieß die starke Immigation auf massive Widerstände der Einheimischen, die wohl auch bei den Hexenverfolgungen eine Rolle spielten. Vertreter der Gemeinde forderten damals von der Innsbrucker Regierung außer einem Zuzugstopp die Ausschaffung von Zuwanderern.
Vom ausgehenden 16. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts liegen uns genauere Aufzeichnungen über die Einwanderung nach Dornbirn vor. Demnach stammten etwa vierzig Prozent der Zuwanderer aus dem Bregenzerwald, ungefähr ein Drittel aus den übrigen Gebieten des heutigen Vorarlberg, fünfzehn Prozent aus Tirol (vornehmlich aus dem Lechtal) und einige wenige aus Schwaben und der Schweiz. Nur etwa jeder zehnte Einwanderer begab sich in emsische Leibeigenschaft.
Nach Untersuchungen Franz Kalbs erfolgte die Zuwanderung nach Haselstauden zwischen etwa 1600 und dem Beginn des 19. Jahrhunderts hauptsächlich durch Einheiraten. Die meisten zugezogenen Ehepartner stammten aus Alberschwende.
Eine offizielle Erklärung des Dornbirner Gerichts von 1751, die Gemeinde sei so wohl und geseegnet bevölckert, dass schon über hundert Jahre kein einziger Auswärtiger oder Fremder als Landsmann aufgenommen worden sei, trifft nicht zu. Allerdings war die Einwanderung im 18. Jahrhundert im Gegensatz zu früheren Epochen zahlenmäßig unbedeutend. Von 1750 bis Mai 1769 zogen aus österreichischen Gebieten acht künftige Ehefrauen, aber keine Männer nach Dornbirn zu.
Literatur:
Tschaikner, Manfred: Dornbirn in der frühen Neuzeit. In: Werner Matt, Hanno Platzgummer (Hrsg.): Geschichte der Stadt Dornbirn, Band 1, 2002.