Autor:

Werner Matt

Aktionistische Kampforganisation

Organisierter Widerstand in From von Widerstandsgruppen war in Vorarlberg ganz selten, nur zwei Gruppen sind bekannt. Sie wurden von den NS-Behörden mit besonderem Eifer und Aufwand verfolgt.

Eine dieser zwei Gruppen war die „Aktionistische Kampforganisation“ (AKO), die der Dornbirner Schlosser Wilhelm Himmer 1939 gegründet hatte. Er kam in diesem Jahr anlässlich von Besuchen bei der Schweizer Familie seiner Frau mit einem Deutschen in Kontakt, der ihn zum Aufbau einer Widerstandsgruppe anregte.

Die Gruppe nannte sich „Aktionistische Kampforganisation“, die Mitglieder rekrutierten sich vorwiegend aus dem Arbeitermilieu und planten Sabotageakte. Im Frühjahr 1940 deckte die Gestapo die Organisation auf und Himmer sowie andere wurden festgenommen. Es dauerte zwei Jahre bis es zum Prozess kam den der 2. Senat des Volksgerichtshofes Berlin als Schauprozess in Innsbruck führte. Am 20. März wurde Wilhelm Himmer als Anführer wegen Vorbereitung zum Hochverrat zum Tod verurteilt. Die weiteren Urteile: Lebenslänglich Zuchthaus für Arthur Sohm, 12 Jahre für Elsa Himmer, sieben für Josef Wieland und fünf für Johann Gutensohn. Ein Freispruch erfolgte. Der Prozess hatte nur zwei Tage gedauert.

Vier Nachfolge-Prozesse führten – teilweise einzig wegen Nichtanzeigens hochverräterischer Umtriebe – zu neun weiteren Verurteilungen, darunter auch von Hilar Paterno (15 Jahre), Eugen Bohle (3 Jahre) und Josef Höfel (2 Jahre).

Ohne Beispiel war der Haß, mit dem die Nationalsozialisten die bereits Verurteilten verfolgten. Die Dornbirner Hitlerjugend zog mehrmals zum Wohnhause Sohms und bewarf es mit Steinen. Anfang 1944 veranlasst die Gestapo die Überführung von Arthur Sohm, Hilar Paterno und Josef Wieland, alle Mitglieder der Widerstandsgruppe „Aktionistische Kampforganisation“, vom Gefängnis Kaisheim ins KZ Mauthausen. Nur Josef Wieland überlebt. Johann Gutensohn wurde 1945, unmittelbar nach seiner Heimkehr angespuckt. Dies wirkte weiter und auch, weil die „Aktionistische Kampforganisation“ als „kommunistisch“ galt, wurde allen Beteiligten noch lange nach Kriegsende die Anerkennung versagt.

Wilhelm Himmer, Arthur Sohm, Maria Wieland (Frau von Josef Wieland) und Hilar Paterno wurden auf dem 1993 errichteten Gedenkstein vor dem Stadtarchiv/Stadtmuseum namentlich aufgenommen. Nach Maria Wieland wurde eine Straße benannt.

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Literatur:

PICHLER Meinrad: Nationalsozialismus in Vorarlberg, 2012.S. 324f.

BÖHLER Ingrid: Dornbirn in Kriegen und Krisen 1914-1945 (Innsbrucker Forschungen zur Zeitgeschichte, Bd. 23), 2005, S. 177f.

Link:

Lexikon „Verfolgung und Widerstand in Vorarlberg 1933-1945“