Autor:
Werner Matt
Der Bau des Kraftwerks Ebensand
Ausschlaggebend für den Plan zur Errichtung eines Elektrizitätswerkes war, dass die öffentliche und private Beleuchtung durch Elektrizität sicherer, einfacher und kostengünstiger als durch Gas erfolgen konnte. Deshalb war auch das „Beleuchtungs-Comite“ mit dem Projekt einer öffentlichen Stromversorgung betraut worden.
Aus Kostengründen wurde gegen ein dampfbetriebenes E-Werk entschieden. Es lagen mehrere Angebote zur Versorgung der Gemeinde mit Strom vor. In die engere Wahl kamen Offerte der österreichischen Eisenbahnverkehrsanstalt und der Aktiengesellschaft Helios, die Kraftwerke an der Ill bzw. an der Bregenzer Ach, besaßen oder planten. Den Bau eines Werkes in Dornbirner Gemeindegebiet sah das Projekt der Firma Siemens & Halske vor.
Vor der entscheidenden Abstimmung trat Ignaz Rüsch als Obmann des Beleuchtungskomitees zurück. Sein Unternehmen, die Rüsch-Werke, hatten als Spezialist für Turbinenbau den wassertechnischen Teil des Projektes von Siemens und Halske entworfen. Daraufhin wurde einer der liberalen Spitzenpolitiker, der Großindustrielle Viktor Hämmerle, neu in den Ausschuß aufgenommen. Er stellte als Obmann-Stellvertreter die entsprechenden Anträge, nämlich das Projekt „Ebensand“ durch die Firma Siemens & Halske errichten zu lassen. Die Opposition im Gemeinderat sah trotzdem einen unerlaubten Vorteil für die Rüsch-Werke, worauf Ignaz Rüsch die Obmannstelle an Viktor Hämmerle abgab.
Nachdem die Firma Siemens & Halske einem Vertrag mit der Gemeinde Dornbirn zugestimmt hatte, billigte der Gemeindeausschuß am 22. Dezember 1897 den Bau einstimmig. Ein wesentlicher Aspekt war dabei, daß bei der geplanten elektrischen Bahn zwischen Dornbirn und Lustenau die Gemeinde Hauptaktionär war und deshalb am sofortigen Baubeginn des E-Werkes großes Interesse hatte.
Die Firma Ast & Co übernahm die Erstellung der Stollen und der Wasserbecken. Das Kraftwerkshaus wurde vom Dornbirner Baumeister Johann Alois Albrich erbaut. Die Rüsch-Werken lieferten die Druckrohrleitungen und Turbinen. Zeitweise waren über 300 Arbeiter beschäftigt, viele davon Spezialisten für Tunnel- und Steinarbeiten, die aus dem Trentino-Südtirol stammten. Heute noch können viele Dornbirner Familien auf eine Herkunft aus dem Trentino verweisen.
Die gesamten Baukosten betrugen knapp eine Million Kronen. Zum Vergleich, die gesamten Ausgaben der Gemeinde Dornbirn betrugen im Jahre 1900 rund 300.000 Kronen.
Siehe auch Kraftwerk Ebensand
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Firma Siemens & Hanske bei Wikipedia