Autor:

Ingrid Böhler

Die Folgen des Ersten Weltkrieges

Unter den Einberufenen befanden sich rund 30 % Verheiratete, was sich mit ihrem Anteil unter den Verlusten deckte: 191 Dornbirnerinnen machte der Krieg zu Witwen. Um diesen Hinterbliebenen auf karitativem Wege zu helfen, da die gesetzliche Unterstützung angesichts der Teuerung häufig völlig unzureichend war, kam es 1919 zur Errichtung von Kriegerwitwen- und Waisenvereinen in allen größeren Ortschaften Vorarlbergs. Erste Obfrau des in Dornbirn angesiedelten Landesverbandes wurde Grete Buchmüller-Hladik, geb. Hämmerle.

352 Kriegsteilnehmer erlitten an der Front so schwere Verwundungen, dass sie dauernd invalid blieben. Ein im Dezember 1918 gegründeter Verein sollte die Interessen jener 210 Mitglieder, die die Dornbirner Ortsgruppe zählte, wahren. Zur Gewährung von Soforthilfe in Form von Bargeld, Kleidung u.ä. sowie zur Förderung der beruflichen Reintegration der Invaliden richtete die Stadt außerdem im Februar 1919 ein Invalidenamt ein.

Das Elend der Soldaten wurde auch durch Kriegsgefangenschaft verlängert. Bis Ende 1921 wurden 556 aus der Gefangenschaft entlassen, der Großteil (351 Personen) aus Italien, was den Obmann des örtlichen Kameradschaftsbundes zur Feststellung hinriss, dass Kaiserjäger und Kaiserschützen, die die Front bis zum letzten Augenblicke hielten, nach Abschluss des Waffenstillstandes von den hinterlistigen Welschen widerrechtlich abgefangen wurden. In Wahrheit war die Gefangennahme von insgesamt 360.000 Soldaten wenige Stunden vor Inkrafttreten des Waffenstillstandes am 4. November 1918 allein dem Versagen des österreichisch-ungarischen Armeeoberkommandos zu verdanken. Aber diese Umdeutung der Ereignisse während der letzten Kriegstage mit Hilfe des Mythos vom heldenhaften Einsatz für das Vaterland, der nur am Verrat gescheitert war, zeigt beispielhaft das nachvollziehbare Bedürfnis einer ganzen Generation, dem Soldatsein und den geopferten Jahren Sinn abzugewinnen.

zurück

Verwundete Soldaten am Bahnhof Dornbirn Reproduktion Stadtarchiv Dornbirn, o. Sign.

Literatur:

Ingrid Böhler: Dornbirn 1914-1945. In: Werner Matt, Hanno Platzgummer (Hrsg.): Geschichte der Stadt Dornbirn, Band 2, 2002, S. 165.