Autor:
Ingrid Böhler
Gemeindevertretungswahl 1919
In mancherlei Hinsicht werden Gemeindewahlen nach anderen Gesichtspunkten entschieden als überkommunale Abstimmungen. Im Jahr 1919 fanden im Februar Nationalrats-, im April Landtags- und am 18. Mai Gemeinderatswahlen statt, eine Woche davor zudem die Anschlussabstimmung an die Schweiz. Verglichen mit den nationalen Wahlen zeigte sich auf Gemeindeebene ein deutlich konservativeres Abstimmverhalten. Im Februar kamen die Christlichsozialen auf rund 48 %, die SozialdemokratInnen auf beinahe 30 %, im Mai hatten sich erstere um 5 % verbessert, letztere um 4,5 % verschlechtert. Diese differierenden Ergebnisse passen in die Chronologie des abnehmenden revolutionären Schwungs bis zum Frühsommer 1919. Zudem können sie als Indiz für das Vertrauen in bestens bekannte Machtstrukturen vor Ort gewertet werden, wiewohl die CSP gegenüber 1910 rund 7 % verlor und die Oppositionsparteien im Wahlkampf, wenn sie nicht weltanschaulich argumentierten, die schlecht funktionierende Lebensmittelversorgung als Trumpfkarte auszuspielen versuchten. Sie warfen der Mehrheitsfraktion dabei Misswirtschaft und Vorteilsverschaffung vor.
Die Christlichsoziale Partei (CSP) stellte mit Engelbert Luger, der seit 1910 im Amt war, wiederum den Bürgermeister.
| 1910 | 18.5.1919 |
Wahlberechtigte | 3.842 | 7.912 |
abgegebene Stimmen | 3.611 | 7.110 |
gültig | 3.512 | 6.882 |
CSP | 60 % (28 Sitze) | 53,1 % (22 S.) |
Freisinnige Partei/Dt. Volkspartei/ | 22,2 % (10 S.) | 21,4 % (8 S.) |
Landbund u. Hausbesitzer |
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SDAP | 17,8 % (4 S.) | 25,5 % (10 S.) |
ungültig | 99 | 228 |
Literatur:
Ingrid Böhler: Dornbirn 1914-1945. In: Werner Matt, Hanno Platzgummer (Hrsg.): Geschichte der Stadt Dornbirn, Band 2, 2002, S. 165.