Autor:
Ingrid Böhler
Gemeindevertretungswahlen in der Ersten Republik
Nicht nur die Aufteilung der Sitze im Gemeindeparlament auf die Parteien, auch jene auf die unterschiedlichen Berufsgruppen ließ ein bestimmtes Machtgefüge erkennen: 1919 kamen neun der Mandatare aus dem Bauernstand. Dieser bildete somit die am besten vertretene Gruppe, im um vier Sitze verkleinerten Gremium 1924 gingen drei Sitze und damit die Vormachtstellung verloren. Diese Entwicklung und die anhand der insgesamt aufscheinenden Berufsgruppen erkennbare gesellschaftliche Differenzierung der Dornbirner Bevölkerung relativierten das Klischee vom „Kuhdorf“ – obwohl die weiterhin nicht unerhebliche Anzahl bäuerlicher Gemeindemandatare das „Städtische“ mit einem Fragezeichen versah. Stärkste Gruppe wurden 1924 die Gewerbetreibenden, die statt sechs nun neun Sitze innehatten. 1919 saßen sechs Arbeiter im Gemeindeparlament, 1924 fünf; die Angestellten hingegen waren zuerst vierfach, dann sechsfach vertreten. Die Repräsentanz weiterer Berufsgruppen stellte sich folgendermaßen dar: Beamte von 3 auf 1, Ingenieure 2 auf 1, Professoren von 2 auf 1, Pensionisten von 0 auf 1, Lehrer von 4 auf 2, Fabrikbesitzer von 1 auf 1, Ärzte 1 auf 0, Juristen von 1 auf 1.
Wahlberechtigte | 3.842 | 7.912 | 8.690 | 10.165 |
abgegebene Stimmen | 3.611 | 7.110 | 8.183 | 9.469 |
gültig | 3.512 | 6.882 | 7.931 | 9.089 |
CSP | 60 % (28 Sitze) | 53,1 % (22 S.) | 51,3 % (19 S.) 4.069 | 48,7 % (18 S.) 4.424 |
Freisinnige Partei/Dt. Volkspartei/ | 22,2 % (10 S.) | 21,4 % (8 S.) | 17,6 % (6 S.) 1.394 | 24,1 % (8 S.) 2.195 |
Landbund u. Hausbesitzer |
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| 7,4 % (2 S.) 585 |
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SDAP | 17,8 % (4 S.) | 25,5 % (10 S.) | 23,7 % (9 S.) 1.883 | 27,2 % (10 S.) 2.470 |
ungültig | 99 | 228 | 252 | 380 |
Literatur:
Ingrid Böhler: Dornbirn 1914-1945. In: Werner Matt, Hanno Platzgummer (Hrsg.): Geschichte der Stadt Dornbirn, Band 2, 2002, S. 165.