Autor:

Werner Matt

Lebensmittelkarten nach 1945

Das dringendste Problem war, die Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Die Nationalsozialisten hatten, wohl aufgrund der sich abzeichnenden Niederlage, fast keine Lebensmittelvorräte hinterlassen.

Landwirtschaftsbetriebe wurden zur Ablieferung ihrer Erzeugnisse verpflichtet und die Bevölkerung aufgerufen, selbst Kartoffeln, Mais und anderes anzupflanzen. Die wenigen vorhandenen Lebensmittel wurden über Lebensmittelkarten verteilt. Die erste Nachkriegs-Lebensmittelkarte galt vom 28. Mai bis 24. Juni 1945. Ein Erwachsener erhielt für diesen Zeitraum zusätzlich zur Brotzuteilung noch 800 Gramm Fleisch, 600 Gramm Fett, 600 Gramm Hülsenfrüchte oder Teigwaren, 375 Gramm Käse, 100 Gramm Salz und 3/8 Liter Magermilch. Dies entsprach einer Tagesration von 400 kcal.

Die Verwaltung der Lebensmittel erforderte viel Zeit, das Ernährungsamt wurde folglich auch zu einer der größten Abteilungen im Dornbirner Rathaus. Zehn Beschäftigte waren für die Bezugsberechtigungen für Lebensmittel, das heißt für die Lebensmittelkarten, zuständig. Die Ausgabestellen für die Lebensmittelkarten waren auf die einzelnen Bezirke aufgeteilt.

Lebensmittel waren so knapp, dass die Dornbirner Ärzte bei Tuberkulose nur dann zusätzlich Milch und Butter verschrieben, wenn Aussicht auf Heilung bestand.  Diejenigen, die von der Armenfürsorge leben mussten, konnten sich im die auf der Karte ausgewiesenen Lebensmittel nicht leisten. Deshalb wurden Suppenküchen eingerichtet..

In den folgenden Jahren konnte die Lebensmittelbewirtschaftung Schritt für Schritt zurückgenommen werden, Lebensmittelkarten wurden jedoch noch bis Mitte 1953 ausgegeben.

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Literatur:

MATT Werner: Zuerst das Notwendige ... Dornbirn von 1945 bis 2000. In: Werner Matt, Hanno Platzgummer (Hrsg.): Geschichte der Stadt Dornbirn. Band 2, 2002, S. 250f.