Autor:
Ingrid Böhler
Notstandsarbeiten und Winterhilfswerk
Bereits vor dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise war die Erste Republik bis auf die kurze Phase des inflationsbedingten Nachkriegsbooms mit einer relativ hohen Arbeitslosigkeit belastet. Zu ihrer Bekämpfung zahlte das Ministerium für soziale Verwaltung Zuschüsse, wenn Arbeitslose bei Gemeindearbeiten beschäftigt waren, beispielsweise 1923/24 bei der Achregulierung und dem Ausbau der Ebniterstraße. Unmittelbar nach dem Ausbruch der Krise bot sich der Ausbau von Bödele- und Haselstauderstraße erneut für solche Beschäftigungsaktionen an. Die für den nachfolgenden Winter 1931/32 beantragten und bewilligten Notstandsarbeiten scheiterten jedoch, da die Gemeinde die ihr zufallenden Kosten nicht aufbringen konnte, ebenso wenig jenen 20%igen Kostenanteil für die Beseitigung der Schäden, die ein Hochwasser im Sommer 1932 angerichtet hatte. Dafür sprang das Land schließlich mit einer Vorfinanzierung ein. Im Winter 1932/33 wurden aber wieder Infrastrukturarbeiten mithilfe der Arbeitslosenfürsorge durchgeführt. 257 Personen meldeten sich für 69 zur Verfügung stehende Stellen. Durchschnittlich fanden dann bei der Ausräumung und Regulierung des Vorachgrabens 32, bei der Sanierung von Steine- und Fischbach und der Erhöhung der Kehlerstraße 30, bei der städtischen Spiel- und Sportplatzanlage 44 Arbeiter unter dem Titel „Freiwilliger Arbeitsdienst“ eine temporäre Beschäftigung, für die sie eine unter der Grenze des ortsüblichen Lohnes sich bewegende Entschädigung erhielten.
Ähnlich wie im Ersten Weltkrieg überforderten die finanziellen Belastungen die öffentliche Armenfürsorge und dadurch geriet die materielle Hilfe, die auf privater Caritas beruhte, zur Notwendigkeit. Im Herbst 1931 wurde das ursprünglich auf eine sozialdemokratische Initiative zurückgehende Winterhilfswerk, dem Zuschüsse des Landes und Bundes nur dann zuflossen, wenn die Gemeinden aus eigener Kasse und/oder aufgrund von Sammlungen einen bestimmten Kostenanteil selbst trugen, in Dornbirn aktiv. Im ersten Jahr der Aktion, die sich zu einer Dauereinrichtung der 30er Jahre entwickelte, wurden 574 Parteien bzw. ca. 2.000 Personen mit Lebensmittel-, Kleiderpaketen und/oder Brennstofflieferungen unterstützt. Im Winter 1932/33 erhöhte sich der Kreis der Beteilten auf 824 Familien bzw. 2.745 Personen. Ab Jänner 1933 wurden zudem im katholischen Frauenheim in der Annagasse täglich bis zu 250 l Suppe an Bedürftige ausgegeben.
Literatur:
Ingrid Böhler: Dornbirn 1914-1945. In: Werner Matt, Hanno Platzgummer (Hrsg.): Geschichte der Stadt Dornbirn, Band 2, 2002, S. 165.