Autor:
Ingrid Böhler
NSDAP 1924-1933
In Dornbirn existierte bereits seit Februar 1924 eine im Gasthof zur „Flur“ gegründete Ortsgruppe der NSDAP. Mit der 1926 erfolgten Spaltung der Partei in Hitlerbewegung und Schulz-Bewegung zerfiel auch die Ortsgruppe. Den 6. November 1930 führten die Parteiannalen als Datum der „zweiten Ortsgruppengründung“ im Gasthaus „Schloßbräu“. In den folgenden Monaten begann man parallel zum Aufstieg der NationalsozialistInnen in Deutschland und mithilfe der Anbindung der österreichischen GesinnungsgenossInnen an die deutsche NSDAP, die Partei zu reorganisieren. 1931 erhielt das Land, das im Gau Tirol-Vorarlberg zusammengefasst war, eine eigene Bezirksverbandsleitung, der bis zum Parteiverbot der Dornbirner Bankbeamte Toni Plankensteiner vorstand. Eng mit seiner politischen Karriere, aber auch mit den ansässigen finanzstarken SympathisantInnen der Partei, von denen der Großteil der Bevölkerung irgendwie abhängig ist (BH Feldkirch an Sicherheitsdirektor für Vorarlberg, 5.7.1933), verknüpft, vollzog sich der „Aufstieg“ Dornbirns zum Zentrum der Bewegung. Zum Ortsgruppenleiter avancierte der bei F.M. Hämmerle tätige Buchhalter Josef Luger. Für jedes gesellschaftliche Segment wurde eine eigene Organisation (HJ, BDM, SA, SS etc.) geschaffen bzw. ausgebaut. So entstand auch in Dornbirn im Dezember 1931 die erste SS-Ortsgruppe des Landes. Als Gründer scheint der nach dem Verbot nach Deutschland geflüchtete Fabrikarbeiter Otto Wohlgenannt auf; für das Frühjahr 1932 wurde der Mitgliederstand mit sechs Personen angegeben, jener der Partei mit 78. Angesichts dieser Zahlen relativiert sich Plankensteiners retrospektive Aussage über den besonders in Dornbirn [...] ungeheuren Aufschwung in den Jahren 1930 bis 1933.
Was sich im Wahljahr 1930 als Aufschwung des nationalen Lagers ankündigte, geriet 1932 zu einem noch deutlicheren Erfolg: Von knapp 30 % nationaler Stimmen gingen in Dornbirn 13,5 % auf das Konto der NSDAP, auf Landesebene betrug das Verhältnis 24,3 zu 10,5 % der Stimmen. Zum Großteil beruhte der Erfolg auf dramatischen Verschiebungen innerhalb des rechten laizistischen Lagers, die sich so weit fortsetzten, dass die Großdeutschen im Mai 1933 ihren AnhängerInnen empfahlen, der NSDAP beizutreten. Sie begründeten, dass diese auch die wesentlichsten Anliegen der eigenen Partei – Anschlusswillen und Antisemitismus – verträte. Vier Jahre vorher war es die NSDAP gewesen, die nach dem schlechten Abschneiden bei den Landtagswahlen von 1928 – in Dornbirn wurden 78 nationalsozialistische Stimmen gezählt – auf ein Antreten bei den Gemeinderatswahlen verzichtet hatte.
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Literatur:
Ingrid Böhler: Dornbirn 1914-1945. In: Werner Matt, Hanno Platzgummer (Hrsg.): Geschichte der Stadt Dornbirn, Band 2, 2002, S. 165.