Autor:
Ingrid Böhler
Suppenküchen und Kriegsküchen im Ersten Weltkrieg
In Dornbirn wurde am 13. März 1916 als eine der ersten derartigen Einrichtungen in Vorarlberg eine Kriegsküche (auch: Volksküche) eröffnet. Finanziell und organisatorisch unterstand sie dem Hilfsausschuss. Sie befand sich anfangs im Parterre des „Schreiner Magazinvereins“ (später Arbeiterheim) in der Viehmarktstraße 3 und ab August 1916 in einem eigens adaptierten Gebäude am Viehmarktplatz. Nach vorhergehender Anmeldung wurde dort gegen ein geringes Entgelt, wobei der Hilfsausschuss an besonders Bedürftige auch Freikarten verteilte, pro Person täglich ein Liter Suppe ausgegeben. Ab 1917 musste zudem ein Abschnitt der Brotkarte eingefordert werden. Der größte Tagesverbrauch mit 3.228 Portionen wurde am 3. August 1918 verzeichnet. Vor allem die Dornbirner ArbeiterInnenbevölkerung besuchte die Kriegsküche. Bereits im Februar 1917 schrieb der Stadtrat in einem Bericht über die Einrichtung an die BH Feldkirch:
Die Inanspruchnahme der Volksküche wird durch die Not der Zeit herbeigeführt. So oft in den städtischen Verkaufsstellen Kartoffeln, Bohnen, Hirse und andere Lebensmittel, deren Abgabe nicht an Bezugskarten gebunden ist, erhältlich sind, geht die Besucherzahl der Volksküche etwas zurück. Jedoch nicht nur der Mangel an manchen Lebensmitteln, sondern namentlich auch die herrschende Teuerung führt viele in die Volksküche. So ist Fleisch noch immer reichlich vorhanden, aber ärmere Leute sind nicht imstande, den hohen Fleischpreis aufzubringen.
Daneben unterhielt die Stadt Dornbirn seit August 1915 eine Kinderküche, in der über 100 Kinder täglich kostenlos ein Mittagessen erhielten. Anfang Mai 1917 wurde zusätzlich eine Kinderabendsuppe für 500 der ärmsten Kinder eingeführt. Um den Kindern keine weiten Wege zuzumuten, verteilten sich die Lokale, in denen das Essen ausgeteilt wurde, auf die vier Bezirke. Die Kinderausspeisung des „Amerikanischen Kinderhilfswerkes“ löste schließlich diese beiden Einrichtungen mit Juni 1919 ab.
Einzelne Firmen setzten ebenfalls Initiativen, um die Versorgung ihrer MitarbeiterInnen zu verbessern. Im Gütle unterhielt F.M. Hämmerle ab 1917 eine Suppenküche, angelegt auf die Ausgabe von 100 Portionen, auch die Rüschwerke führten eine Werksküche, in ihrem Besitz befanden sich außerdem zwei Kühe zur Versorgung der Belegschaft mit Milch.
Kinderausspeisung, Haselstauden Orig. Stadtarchiv Dornbirn, Sign. R53
Kriegsküche im Oberdorf, Köchin Cäzilia Nußbaumer Orig. Stadtarchiv Dornbirn/Sammlung Hengl, o. Sign.
Literatur:
Ingrid Böhler: Dornbirn 1914-1945. In: Werner Matt, Hanno Platzgummer (Hrsg.): Geschichte der Stadt Dornbirn, Band 2, 2002, S. 165.