Autor:

Ingrid Böhler

Unruhen und Streiks im Ersten Weltkrieg

Es waren in erster Linie die ArbeiterInnen, die ihren Protest auf der Straße äußerten. Bereits im Februar 1916 hatten einige Hundertschaften vor dem Rathaus für die Herabsetzung der Lebensmittelpreise und die Errichtung einer größeren Volksküche durch den Gemeinderat demonstriert. Anlässlich der Kürzung der Brotkarte um die Hälfte Ende Juni 1918 brachen neuerlich ArbeiterInnenunruhen aus, die Belegschaften der Rüschwerke, von F.M. Hämmerle und Herrburger & Rhomberg traten in Streik. An den Bürgermeister richteten sie eine Petition, in der sie außer einer Lohnerhöhung den sofortigen Friedensschluss, den Acht-Stunden-Tag sowie den freien Samstagnachmittag ohne Lohnabzug forderten. Der Arbeitskonflikt wurde nach einigen Tagen beigelegt, die anhaltend schlechte Stimmung bezeugten aber die vermehrten Fälle, bei denen von amtlichen Anschlagtafeln Plakate entfernt wurden, im August 1918 tauchten anonyme Aufrufe zur Desertion auf. Im selben Monat, am 11. August, fand in Dornbirn der „Deutsche Volkstag“ statt, auf dem sich die Deutschfreisinnigen und Christlichsozialen zu einer Art „Burgfrieden“ zusammenfanden, indem sie gemeinsame Grundsätze, wie z.B. das Festhalten an der monarchischen Staatsform, den Schulterschluss mit Deutschland sowie den gemeinsamen Feind, die Sozialdemokratie, den zu bekämpfen es galt, beschworen. Auch der Antisemitismus hatte einen Stammplatz, wenn es darum ging, Schuldige im Zusammenhang mit dem Versorgungswesen auszumachen, die in den eigenen Reihen zu suchen nicht opportun war. Man verwies auf die Zentralen in Wien, wo Hunderte von Juden beider Geschlechter und aller Jahrgänge zu finden seien, ein Arier aber höchstens als Amtsdiener in einem Vorzimmer.

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Literatur:

Ingrid Böhler: Dornbirn 1914-1945. In: Werner Matt, Hanno Platzgummer (Hrsg.): Geschichte der Stadt Dornbirn, Band 2, 2002, S. 165.