Autor:

Ingrid Böhler

Vorarlberger Volksmilizen

Von weitreichender Bedeutung war die im April 1919 erfolgte Schaffung der „Vorarlberger Volksmilizen“ zur Bekämpfung der sozialdemokratischen Rätebewegung, denn aus ihnen entwickelten sich die späteren „Heimwehren“ (in Vorarlberg „Heimatwehren“). Sie unterstanden dem Oberbefehl des Landeshauptmannes und wurden der Öffentlichkeit stets als Abwehrmaßnahme gegen die Putschgefahr von links vorgeführt. Da das vermehrte und energische öffentliche Auftreten der ArbeiterInnenschaft, das eng mit dem Versorgungstiefstand verknüpft war, in vielen Köpfen die schlichte Angst um den eigenen Besitz hervorrief, erfuhr auch deswegen diese Drohgebärde Billigung.

In Dornbirn wurden 700 Gewehre verteilt, ein leer stehendes Gebäude von F.M. Hämmerle diente der Volksmiliz als Unterkunft, wofür wiederum die Stadt die Mietkosten aufbrachte. Mit dieser selektiven Bewaffnung zogen Fabrikanten und Konservative am gleichen Strang.

Mangelndes Demokratieverständnis bei gleichzeitig kompromisslosem politischen Lagerdenken schürte die Bereitschaft, Konflikte mit physischer Gewalt auszutragen. Außerdem hatte die Lust am Soldat-Spielen und an der „schneidigen“ Uniform durch die Kriegserlebnisse keineswegs Schaden genommen. Das Militaristische als Tugend zu betrachten, genoss gesellschaftliche Akzeptanz – dafür sorgte der von weltlicher und kirchlicher Obrigkeit propagierte Revanchegedanke für den Kriegsausgang. Vor dem Hintergrund einer wirtschaftlichen Dauerkrise musste die 1919 beginnende Aufhebung des staatlichen Gewaltmonopols für das Schicksal der Ersten Republik jedoch verhängnisvoll werden.

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Literatur:

Ingrid Böhler: Dornbirn 1914-1945. In: Werner Matt, Hanno Platzgummer (Hrsg.): Geschichte der Stadt Dornbirn, Band 2, 2002, S. 165.