Autor:

Ingrid Böhler

Wirtschaft im ersten Weltkrieg

Mitte September 1914 waren in der Gemeinde 670 Frauen und 782 Männer ohne Beschäftigung gemeldet. Eine der gesetzten Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung bildeten die als so genannte Notstandsprojekte von Staat, Land und Gemeinden gemeinsam finanzierten Infrastrukturbauten. Mehrere Projekte kamen hier zur Ausführung, darunter die Fortsetzung der Achregulierung unterhalb des Siedlungsgebietes, die Erstellung des Knopfweges und der Bau der Bödelestraße.

Die meisten Dornbirner Textil-Großunternehmen gingen in ihren einzelnen Standorten bald zu Kurzarbeit über, die in vielen Fällen zur vollständigen Einstellung der Produktion führte. Anfang 1917 schloss sich die Textilindustrie aufgrund der anhaltenden Baumwollknappheit zusammen und gründete die Vorarlberger Papiergarnindustriegesellschaft mit dem Hauptsitz Dornbirn. In Bahnhofsnähe wurde ein Werk eingerichtet, das den Rohstoff aus Zellulose vorbereitete, der sich dann in den schon bestehenden Betrieben zu Papiergarn bzw. zu Papiergeweben weiterverarbeiten ließ. Das Gewebe wurde vor allem zur Herstellung von Sandsäcken für die Front verwendet. Etwa tausend, darunter viele weibliche Arbeitskräfte, hatten dadurch einen Verdienst.

Die weiteren Einberufungen trugen ebenfalls zur Verminderung der Arbeitsplatznot bei. Sie taten dies auch dadurch, dass sich bestimmte Tätigkeiten – z.B. Transportarbeiten –, die bisher den Männern vorbehalten waren, nun für das „schwache Geschlecht" eröffneten. Allerdings wies man nach Kriegsende die Frauen sehr rasch wieder aus den gerade eroberten Domänen.

Die Metallindustrie, deren Produktionsleistungen für den Kriegserfolg entscheidender waren als die Ereignisse an der Front, war mit Heeresaufträgen voll ausgelastet. Mit den Rüschwerken, die Schrapnells und Granatenteile herstellten, stand das größte Vorarlberger Rüstungsunternehmen in Dornbirn.

Während die Situation der Industrie während der Kriegsjahre von der jeweiligen Branche abhing, litten dagegen Handwerk und Gewerbe überall Not. Die Bautätigkeit stand nahezu still, kein einziges neues Wohnhaus wurde von Kriegseintritt bis zum Jahr 1923 errichtet.

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Tram-Wagenführer Gmeiner und Kassiererinnen Anna und Antonia Kessler Orig. Stadtarchiv Dornbirn/Bestand EBDL

Literatur:

Ingrid Böhler: Dornbirn 1914-1945. In: Werner Matt, Hanno Platzgummer (Hrsg.): Geschichte der Stadt Dornbirn, Band 2, 2002, S. 165.