Autor:

Walter Weinzierl

Der Pfifer

An einsamen Orten stehen oft „Bildstöckle“ und bezeichnen die Stelle, wo ein Mensch von ruchloser Hand gemordet worden. Da ist es nachts manchmal nicht geheuer, denn der gerechte Gott verurtheilte den Mörder, auf dem Schauplatze seiner Unthat zur eigenen Qual und zum abschreckenden Beispiele für jedermann nach dem Tode zu geistern. An einer Grenzmarke Dornbirns stand früher ein Wäldchen und in demselben ein solches Bildstöcklein. Gieng man um Mitternacht dort vorüber, so vernahm man auf eine lange Strecke ein durchdringendes Pfeifen, bald ferne, bald unmittelbar vor den Ohren gellend, jetzt links, dann rechts, nun aus den Lüften kommend, hierauf wieder im Rücken ertönend. Auch der Beherzteste wurde dadurch in Furcht gesetzt. Das Volk nennt darum diesen Geist auch den „Pfifer“, und er haust schon seit undenklichen Zeiten an jenem Bildstöcklein.

Quelle:

Sagen aus Dornbirn gesammelt v. Walter Weinzierl

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