Autor:
Walter Weinzierl
Die Alpen – Benediktion
Es war im Jahre 1928. Ich war noch ein junger Realschüler und sollte den Kapuzinerpater Roman vom Kloster in Dornbirn zum „benedizieren“ begleiten, d.h. ich musste ihm die Alpwege im Hatler Pfarrgebiet zeigen. Benedizieren heißt lateinisch: „Die Heilmacht des Erlösers weiterschnenken.“ Das Benedizieren ist ein priesterliches Wirken, bei dem sich jede Pfarrei an ihr eigenes Gebiet hält. Dornbirn hatte seine rund 40 Alpen vom Staufen bis zum First und dahinter, Die Kobelach bildete ab dem Gütle die Grenze zwischen den Pfarren Hatlerdorf und Oberdorf. Diese Grenze entstand durch die Gründung beider Pfarreien Ende des 19. Jahrhunderts.
Zum Hatlerdorf gehörten damals der Kühberg und die Staufenalpe, dazu das Gebiet hinter dem Staufensee, also die Hütte im Spätenbach. Im Firstgebiet gehörten nach alter Ordnung die Alpen Unterfluh, Altenhof, Schönenwald, Haslach, Oswald, Körb und Binnel dazu.
Rechts abseits lag die uralte Alpe Binnel, die bis hinaus zum Freschen mit 2004m Seehöhe reichte. (…)
Für die genannten Hatler Alpen begann wie jedes Jahr Anfang Juli 1928 die Benedizierung. Ich holte Pater Roman am frühen Morgen im Kapuzinerkloster ab. Nun ging es zu Fuß bis in die Unterfluh hinein und übers Fluhlöchle zur Alpe Altenhof hinauf. (…)
Ein Funken war schon beim Alpkreuz vorbereitet. Hier versammelte sich das Alppersonal, denn die Feuerweihe gehört unbedingt zur Zeremonie. Das Material für den Funken wurde mit einem vorbereiteten Feuer entzündet. Ein großer Kübel Wasser. Das als erstes geweiht wurde, war auch bereitgestellt. Wasser ist ja notwendig für jede der folgendenWeihen.
Als nächstes wurde das Feuer geweiht. Der Priester betete still die Weihegebete. Unterdessen beteten alle Beteiligten einen Rosenkranz für einen guten und unfallfreien Alpsommer. Bei der Stallsegnung ging er durch die Stallungen und spritzte das Weihwasser nach allen Seiten. Der Senn achtete stets darauf, dass alle Räume ordentlich gesegnet wurden. Der Pater vollzog die Weihe der Alpe mit Ernst und Feierlichkeit. Der weithin sichtbare Rauch galt als Zeichen für die umliegenden Alpen. (…)
Quelle:
Sagen aus Dornbirn gesammelt v. Walter Weinzierl