Autorin:

Gerti Furrer

Vorarlberger Funkorchester

"Radio Vorarlberg war das erste österreichische Studio, das am 2. Mai 1945 auf Welle 578 Meter die Stimme erhoben hat, die in der unmittelbaren Heimat, in der Nachbarschaft und vielleicht sogar bis zu den in Kriegsgefangenschaft weilenden Soldaten dringen konnte" steht in der Festschrift zum 10-jährigen Bestand des Vorarlberger Funkorchesters zu lesen.

Nach erfolgter Unterbrechung des großdeutschen Rundfunks in Dornbirn und der Rückeroberung des Senders Lauterach beauftragte der Sendeleiter, Programmchef und Tontechniker Ing. Otto Schubert den Dornbirner Musiker Ernst Mennel damit, Kapellen ausfindig zu machen, die das Musikprogramm des neuen Studios bestreiten könnten. Die Geschwister Polig aus Hard sowie die Kapelle Haag aus Bregenz waren die ersten, die vor dem Dornbirner Mikrophon spielten. Doch mit ihnen und anderen Amateur-Blasmusik-Kapellen ließ sich ein Radiorepertoire auf Dauer nicht zufriedenstellend bewerkstelligen.

Der erste Dornbirner Programmleiter Gisbert Menzel veranlaßte die Gründung eines eigenen an den Funk gebundenen Klangkörpers und wählte dazu Berufsmusiker aus dem ganzen Lande sowie dem übrigen Österreich aus.

Am 20. Juli 1945 begannen 15 Musiker mit den Proben unter Konrad Mennel aus Lochau. Da Mennel aus beruflichen Gründen sein Amt nicht länger bekleiden konnte, übernahm Militärkapellmeister Karl von der Thann die Proben, bis am 14. November der aus Innsbruck kommende Hans Moltkau an die Stelle des Erkrankten trat.

Die Direktübertragung "Symphoniekonzert des Funkorchesters" mit Werken von Gluck, Mozart und Beethoven am 19. November 1945 unter Moltkaus Stabführung gilt als Geburtsstunde des Vorarlberger Funkorchesters.

Das "Funkhaus" war in den Räumlichkeiten des neuen Rathauses in Dornbirn untergebracht. Magnetophone, Tonbänder etc. gab es in jenen Pionierzeiten des Rundfunks noch nicht.

Die Beschaffung von Noten und Musikerzubehör nahm viel Zeit und Organisationstalent in Anspruch, auch Instrumente waren in der unmittelbaren Nachkriegszeit Mangelware; so trennte sich der Pfarrer der Hatler Kirche nur schweren Herzens von einem Kontrabaß und der erste Konzertausflug des Orchesters ins schweizerische Rorschach 1946 interessierte die Musiker in erster Linie wegen der verlockenden Angebote in den Schaufenstern der Geschäfte. Waren die ersten Jahre also geprägt von Improvisation auf allen Ebenen, so bestritt das Orchester bereits in der Saison 1946/47 neben seiner Aufgabe im Rundfunk 22 Abonnementkonzerte in Dornbirn, Feldkirch, Bludenz und Hard. Das Funkorchester, das im übrigen bis heute das einzige wirkliche Berufsorchester mit ständigem Bestand und täglichen Proben geblieben ist, machte sich unter der Leitung seines Dirigenten Hans Moltkau auch die Pflege und Aufführung der klassischen symphonischen Werke sowie zeitgenössischer Komponisten zur Aufgabe und erfüllte damit im Ländle einen wichtigen Kulturauftrag.

Bei der Aufführung von Mozarts "Bastien und Bastienne" im Jahre 1946 stellte das Funkorchester das erste Festspiel-Orchester und 1948 wurden die heute noch bestehenden Serenaden am Martinsplatz aus der Taufe gehoben.

Zu den "Hits" und Evergreens des VFO zählten u.a. das von Hans Moltkau selbst komponierte Lied "Mutter, ich danke Dir", das berühmte Cellosolo "Der Schwan" aus Saint-Saens Karneval der Tiere, vom Solocellisten Theo Lang meisterhaft interpretiert, sowie mit leichter Hand geschriebene Werke der Unterhaltungsliteratur wie der Galopp "Purzelbäume" , ebenfalls aus der Feder Moltkaus.

Literatur:

FURRER Gerti: Musik für den Äther. In: Stubat. September 1999, Nr. 20, S. 6-7.

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