Alt-Stadtrat Johann Sepp

Wenn hier in diesem Rahmen dieses Mannes gedacht wird, so deshalb, weil Alt-Stadtrat Johann Sepp ein echter, aufrechter Dornbirner von altem Schrot und Korn war,
Johann Sepp wurde im Jahre 1876 in Dornbirn geboren und lernte als Junger Dornbirner das Schneiderhandwerk, das er später als Meister auch selbständig ausübte. Er stieß schon als Junger Mensch, zur sozialdemokratischen Bewegung mit dem ehrlichen Willen, die Lebensverhältnisse des kleinen Mannes bessern zu helfen. In Frankreich, wo er durch Jahre als Schneidergehilfe tätig war, lernte er die damalige Aussichts- und Rechtlosigkeit der Menschen in abhängiger Stellung am eigenen Leibe kennen. Er war ein Idealist, aber nie ein fanatischer Parteimann, im Gegenteil immer auf Ausgleich und gegenseitiges Verständnis bedacht. Diese Haltung brachte ihn oft in Gegensatz zu seiner eigenen. Partei, aber der kleine, zähe, hagere Stadtrat Sepp getraute sich, seine Meinung unumwunden zu sagen.
Der schlichte Schneidermeister war wohl der erste Handwerksmeister in unserm Lande, der mit dem Titel eines Kommerzialrates ausgezeichnet wurde. Damit fand sein Jahrelanges Wirken für die Öffentlichkeit Anerkennung von höchster Stelle. Durch 26 Jahre war der alte Sepp" in der Dornbirner Gemeindevertretung, davon 25 Jahre lang Stadtrat und als solcher Referent für das Bau- und Straßenwesen. Dem von ihm offen zugegebenen Mangel an Fachkenntnissen setzte er einen gesunden Hausverstand und ein umgängliches, konziliantes Wesen entgegen, was bei den Verhandlungen mit  Haus- und Grundbesitzern von größtem Wert war. Bis ins hohe Alter konnte man ihn in Gesprächen über Alt-Dornbirn sein großartiges Gedächtnis bewundern und es war immer ein Erlebnis, wenn Alt-Stadtrat Johann Sepp aus seinem reichhaltigen Leben als echter Dornbirner erzählte.
Johann Sepp starb am 13-Jänner 1967 im hohen Alter von 90 Jahren und wurde im neuen Friedhof in Hatlerdorf mit allen Ehren eines verdienten Mannes der geweihten Erde übergeben.


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Autor:

Josef Huber

Quelle:

Dokumentationssammlung
Josef und Manfred Huber