Eduard Ulmer (1899-1970)
Unübersehbar war die Zahl der Trauergäste, die am 7. Mai 1970 in Dornbirn einem verdienstvollen Bürger das letzte Geleit gaben. Die Stadtpfarrkirche St. Martin war beim Requiem, das Msgr. Glatthaar zelebrierte, von Trauernden überfüllt.
Nach der Beisetzung in die Familiengrabstätte sprach der Generalvikar vom konzilianten Menschen, der immer als Vermittler aufgetreten ist, der Brücken auf den Straßen Vorarlbergs gebaut und auch die Verbindung aller Kreise Vorarlbergs geschaffen hat. Mit seiner großen Einfühlungsgäbe erwarb er sich überall Freunde, den christlichen Grundsätzen hielt er bis zur Sterbestunde seine Treue. Msgr. Glatthaar dankte dem Verstorbenen als Seelsorger für sein großes Interesse, das er dem Kirchenbau in seiner Vaterstadt entgegengebracht hat.
Landesstatthalter Eduard Ulmer zählte zu den Großen seiner Heimat, er war ein Bekenner zu Vorarlberg, mannhaft und mutig. Landeshauptmann Dr. Kessler zeichnete am offenen Grabe nochmals ein Bild des zu früh Heimgegangenen. Vor dem Zweiten Weltkrieg machte er sich schon als Kommunalpolitiker einen Namen, musste dann als aufrechter Österreicher viele leidvolle Tage in politischer Haft ertragen. 1945 wurde Eduard Ulmer in den provisorischen Landesausschuss und später in die Landesregierung gerufen, 1959 wurde er Landesstatthalter.
Eduard Ulmer knüpfte nach dem Krieg die ersten wirtschaftlichen Verbindungen mit der Schweiz, mit Bayern, und stand Pate bei der Gründung des "Accordino". Das Grenzgängerproblem war ihm ans Herz gewachsen, er schuf die ersten Verträge. Er sicherte für Vorarlberg Rohstoffe, hatte für den sozialen Wohnungsbau viel übrig, half tätig mit, den Fremdenverkehr im Lande neu anzukurbeln. Landesstatthalter Eduard Ulmer trat als Verfechter einer förderalistischen Energiepolitik auf und war viele Jahre eng mit dem Versicherungswesen im Kuratorium verbunden. Landeshauptmann Dr. Kessler dankte dem Verstorbenen und seiner Familie im Hainen der ganzen Bevölkerung für sein Beispiel als Vorbild und Lehrmeister und für seine Toleranz. Der Werdegang Vorarlbergs nach 194-5 wird mit dem Wirken von Landesstatthalter Ulmer verbunden bleiben.
Für die Stadt Dornbirn verabschiedete sich Bürgermeister Dr. Karl Bohle vom Mandatar, der 11 Jahre als Stadtrat tätig war und besonders mutig als Parlamentär in den letzten Kriegstagen für Dornbirn eingetreten ist. Dr. Bohle nannte Eduard Ulrner einen Mann der Versöhnung, zeitlebend war er vornehm, leutselig und hilfbereit, er war ein Dornbirner vom alten Schrot und 2
Konsul Dr. Zumstein überbrachte die letzten Grüße des bayrischen Ministerpräsidenten, der dem Verstorbenen für sein Wirken den Verdienstorden verliehen hat. Er dankte Eduard Ulmer für seine Interventionen, als es hieß, nach dem Kriege deutsches Eigentum zurückzugeben. Eng war er mit der Wirtschaftspolitik verbunden, er schuf Richtlinien, die heute noch Gültigkeit haben in unsicheren Zeiten wurde er zum sicheren Freund.
Die 1. Vollversammlung der Vorarlberger Handelskammer wählte Eduard Ulmer zum Vicepräsidenten, das Wirtschaftsförderungsin stitut ernannte ihn zum Kurator. Präsident Kr. Gassner legte für den Toten, mit Worten des Dankes, Blumen an seinem Grab nieder.
Die letzten Grüße überbrachten auch Landesrat Hüller für den Wirtschaftsbund, Dr.Lecker für die Vorarlberger Verlagsanstalt, Dipl.Ing.Kurt Fußenegger für den Auto-Touring-Club, ein Vertreter der Kaiserschützen und ein Freund seines Jahrganges.
Autor:
Josef Huber
Quelle:
Dokumentationssammlung
Josef und Manfred Huber