Lage und historische Entwicklung

Das Gütle ist verwaltungsmäßig ein zum Dornbirner Bezirk Oberdorf
gehörender, auf rund 500 m Seehöhe im Taleinschnitt der Dornbirner
Ache (und am südöstlichen Stadtrand) gelegener Stadtteil, dem die
Weiler Salzmann und Beckenmann zuzurechnen sind und für die vorliegende
Betrachtung auch die Weiler Eschenau, Fußenegg und Boden
gezählt werden. Diese Weiler befinden sich an terrassenartigen Verflachungen
der ansonsten steilen, die Ache beiderseits flankierenden
Hänge. Das Gütle selbst zählt heute 241 Einwohner, die erwähnten
Weiler eingeschlossen sind es 447. Die Besiedlung zumindest der
südwestorientierten Hangterrassen dürfte bis auf das Mittelalter zurück
gehen, im Gegensatz zum weiter südlich und wesentlich höher
gelegenen Weiler Ebnit, einer Walsergründung, jedoch mit ziemlicher
Sicherheit vom Rheintal aus erfolgt sein. Reste rätoromanischer Flurnamen
sind erhalten geblieben.
Abgesehen von einer bereits frühen lokalen Bedeutung als Holzsammel-
und -lagerplatz beginnt die eigentliche Entwicklungsgeschichte
des Gütle erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts als die Nutzung der
Wasserkraft technisch soweit beherrschbar geworden war und der Unternehmer
Franz Martin Hämmerle – angespornt durch die im Schweizer
Raum Fuß fassenden Baumwollimporte und die daraus resultierende
Verarbeitungsindustrie – 1862 das erste Spinnereigebäude baute,
das sich bald als zu klein erwies. Sehr rasch wurden in den Folgejahren
weitere Bauten und auch Arbeiterunterkünfte im Gütle errichtet.

Mit dem allgemeinen Niedergang der Spinnerei gegen Ende des 20.
Jahrhunderts hat sich die Fa. Hämmerle aus dem Gütle weitgehend
zurückgezogen, lediglich die Nutzung der Wasserkraft zur Stromerzeugung
ist kommerziell interessant geblieben und wird derzeit sogar
intensiviert. Heute ist das Gütle ein beliebtes Ausflugs- und Naherholungsgebiet
mit stationären Attraktionen (Rolls-Royce-Museum, Krippenmuseum)
und Ausgangspunkt zahlreicher Wanderwege.6
Der Ausschnitt aus dem Stadtplan von Dornbirn und das aktuelle Luftbild
zeigen die Lage des Stadtteiles Gütle südöstlich des Stadtzentrums
rechtsufrig an der Dornbirner Ache gelegen. In Fließrichtung
öffnet sich das südost-nordwest verlaufende Tal der Dornbirner Ache
und geht über in die Ebene des Rheintales. Östlich des Gütle knickt
es nach Süden hin ab und verengt sich schluchtartig (Rappenloch-,
Alploch- und Schaufelschlucht). Die westlichen Ausläufer des Bregenzerwaldes
bilden hier mit Staufen und Schwarzenberg im Westen,
Hochälpele und Mörzelspitze im Osten ein großartiges Bergpanorama.
Das früher von Norden her unzugängliche Ebniter Tal wurde erst
zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die Neutrassierung einer Straße
vom Gütle aus erschlossen, bis dahin erfolgten die Holztransporte ins
Gütle hauptsächlich über die Ache oder über Güterwege.

Eschenau und Fußenegg

Boden und Gütle

 

zurück

 

 

Autor:

Johann Peer

Literatur:

Dornbirner Schriften Nr. 36