Die Weiler Boden und Gütle
Der heute – abgesehen von der Diskothek „Conrad Sohm“ – nur mehr
aus den zwei Bauernhäusern Boden 2 und Boden 5 bestehende Weiler
liegt am Fuße des steilen Nordhanges des Brentenkopfes. Bewirtschaftung
und Landschaftspflege sind dementsprechend aufwändig. Die
heute noch existierende Flurbezeichnung „Kohlholz“ weist jedoch auf
die frühere Bedeutung dieser Wälder für die Holzkohlegewinnung hin.
Unter „Gütle“ wird heute im Wesentlichen die Anlage der ehemaligen
Spinnerei F. M. Hämmerle verstanden, auf deren Entstehungsgeschichte
hier nur sehr kursorisch eingegangen werden kann. Frau
Beate Mark hat diese Geschichte in ihrer Hausarbeit über „Das Gütle
in Dornbirn...“ sorgfältigst recherchiert. Herr Franz Josef Huber, ein
früherer Angestellter der Spinnerei, hat in einem Kurztext, der dem
Verfasser ebenfalls zur Verfügung stand, die wichtigsten Eckdaten
markiert: 1861 Ankauf von 2.600 m² im Gütle durch Franz Martin Hämmerle
zum Zwecke der Errichtung einer durch Wasserkraft angetriebenen
Buntspinnerei. 1862/63 Errichtung der Spinnerei I (Hochbau),
betrieben durch eine Niederdruckwasserkraftanlage, und Errichtung
des 1. Arbeiterwohnhauses. 1868 Betriebserweiterung durch Errichtung
der Spinnerei II in Form des eingeschossigen Shed-Baues und
Hinzufügung einer Hochdruckwasserkraftanlage. Bau weiterer Arbeiterwohnhäuser
und 1869 Inbetriebnahme von (damals) Europas
höchstem Springbrunnen, der aus der Hochdruckwasserleitung gespeist
wird. 1897 Errichtung eines neuen Turbinenhauses im ShedBau und 1898/99
Beginn des Buntspinnens im Gütle. Weiterer Ausbau
und Ausstattung mit modernsten Maschinen bis in die 70er Jahre des
20. Jahrhunderts. 1998 Schließung der Spinnerei, der heute erzeugte
Strom wird zu 100 Prozent ins öffentliche Netz eingespeist.
Das Luftbild zeigt einen streng rechtwinkelig angelegten Gebäudekomplex,
der mit seinem „Hochbau“, dem heutigen Rolls-Royce-Museum,
parallel zum Verlauf der Dornbirner Ache angelegt ist. Diesem
vorgelagert wurde der eingeschossige „Spinnsaal“. Eine platzartige
Erweiterung südlich des Hochbaues wird von „Schlosserei“ und Arbeiterwohnhaus
flankiert, was eine städtebaulich stimmige und außenräumlich
durchaus spannende Gesamtsituation ergibt. In reizvollem
Kontrast zu diesem mit seinen asphaltierten Flächen städtisch und
industriell wirkenden Teil steht die nach Südosten zu anschließende
Parkanlage, deren Mitte der erwähnte Springbrunnen betont und die
nach „hinten“, zum aufsteigenden Wald hin, von einer Häuserzeile abgeschlossen
wird. Nicht unschwer lässt sich eine Planungsabsicht
erkennen, die eine streng gegliederte Gesamtanlage als Kontrast in
diesen großartigen und wilden Naturraum setzte.