Dornbirn um das Jahr 1800
So also sah Dornbirn vor ? 70 ? Jahren aus. Und zwar nach einem Kupferstich des J.O. Mayr aus Lindau, angefertigt für einen alten Gesellenbrief. Es ist dies die älteste, uns überlieferte Ortsansicht von Dornbirn überhaupt.
"Noch steht er da, der Oberdorfer Thurn und zeugt von verschwundener Pracht; auch er, schon geborsten, kann stürzen über Nacht.
Im Juchen sowie im Schwefel sammeln sich die ersten Kräfte für die industrielle Revolution. 1795 erfolgte die Gründung der Fa. Herburger & Rhomberg, die dann bald nachher eine der ersten mechanischen Spinnereien ins Leben rief. Um diese Zeit gründeten Carl Ulmer und Josef Salzmann im Schwefel eine Indienne- und Blaudruckerei. Inmitten der deutlich voneinander getrennten Häusergruppen ( Niederdorf, Haselstauden, Hatlerdorf und Oberdorf) heben sich sakrale Bauwerke heraus. 1467 wurde die Kapelle im Oberdorf erbaut, 1790 jene im Hatlerdorf- dort, am laufenden Brunnen an der Landstraße, wo schon seit uralter Zeit ein Bildstock stand, und 1792/93 die Kirche in Haselstauden.
Das Herzstück auf der ganzen Ansicht "jedoch bildet unverkennbar die Pfarrkirche St. Martin, eine imponierende Rokokokirche, so gestaltet nach einem größeren Umbau 1751/53, künstlerisch gehaltvoll, damals schon das geräumigste Gotteshaus des Landes und noch vom Friedhof umgeben. Majestätisch ragt der heute noch bestehende gotische Kirchturm empor. Allzu oft läuteten die Glocken darin in dieser Zeit des 2. Koalitionkrieges gegen Napoleon 1799 - 1802 Sturm und kündeten von feindlichen Einfällen und blutigen Gefechten.
Am 15. Oktober 1799 nahmen nicht weniger als 20.000 Russen hier in Dornbirn Quartier. Sie kamen über die Schweiz von Italien her, geführt von 20 Generälen und 100 Stabsoffizieren und waren infolge unsäglicher Strapazen schwer angeschlagen, halb verhungert und fast erfroren. Wohl suchten sich die Generäle die vornehmsten Quartiere aus. Der höchste General Suworov wohnte in dem Haus des J.A. Lanter, der Großfürst Konstantin in dem ebenfalls neuen Hause des Marx Alois Luger. Der größte Teil des kaum zu bändigenden Heerhaufens mußte sich selbst um Nahrung und Heizmaterial umsehen, man frage nicht wie.....? Marx Alois Luger ist auch deshalb erwähnenswert, weil er 1793 eigens nach Wien reiste, um für Dornbirn die Berechtigung zur Abhaltung eines Wochenmarktes zu erreichen. 1795 waren die Dornbirner bereits im Besitze des gewünschten Previlegiums.
Nächst der Kirche sieht man das Scharfeck, ehemals das Gasthaus am besten Platze, im Besitze des damals wohl reichsten Bürgers von Dorhbirn, J. N. Stauder, Verwalter der Pfandschatt Neuburg, rechskundig und maßgebend beteiligt am Loskauf von Ems 1771
Nach dem Scharfeck und dem Lanterhaus folgt das "alte Gericht" und schließlich das Kornhaus. Das letztere baute man 1795,1832 wurde es in eine Kaserne umgebaut und seit 1853 dient es der Gemeindeverwaltung als Rathaus. Die "alte Fronfeste" aus der Bayernzeit (1807 - 1814) wurde 1926 umgebaut und durch den Einebau eines Uhrturmes an das alte Rathaus angeschlossen. 1940 wurde die alte Fronfeste geschliffen. An Ihrer Stelle steht heute das neue Rathaus.
Besonders schlecht war es damals noch um die Wege und Stege bestellt. Erst unter Ammann Kaspar Rhomberg (1766 - 1777) wurde der Straßenzug Riedgasse- Marktplatz- Marktstraße- Sägen- Hatlerstraße etwas besser ausgebaut. Die Wege Oberdorf- Niederdorf sowie Oberdorf - Sägen waren bis dahin noch buchstäblich "Hohlwege" und erhielten auch erst um diese Zeit ein besseres Aussehen, wie wir aus dem Bild an der angedeuteten Sebastianstraße Sägerstraße erkennen können. Sehr gut erkennbar ist noch die alte Säger Holzbrücke, die an dieser Stelle abgetragen und weiter abwärts gegen die Schmelzhütte verlegt wurde, wo sie heute noch steht, allerdings nur noch als Andenken. Sie wurde von der neuen Schmelzhütterbrücke abgelöst.