Die Geschichte der alten Häuser rings um die Kirche St.Martin.

Jenseits der Schulgasse, am Platze des heutigen Forum-Kaufhauses stand das Gasthaus "Freihof'). Hier war der Hubhof des Klosters Mehrerau, das in Dornbirn ansehnlicher Güter und Einkünfte besaß.

Oberhalb des Freihofes, wo heute die Bahnhofstraße verläuft, stand der alte Pfarrhof. Es besaß ein Pyramidendach, wie es damals bei den Patrizierhäusern Mode war. Es wurde 1770 unter Pfarrer Josef Anton Leo erbaut. Ein noch älteres Pfarrhaus stand hier seit Pfarrer Geiger um 1570, als ein Brand jenes Pfarrhaus zerstörte, das sich eindeutig am Platz des heutigen Roten Hauses befunden haben muß.

Am Platz der Sparkasse befand sich ein weißes Haus aus dem 17.Jahrhundert, in dem die Vorfahren des Firmengründers Franz Martin Hämmerle wohnten. Daran angebaut, gegen die Schulgasse etwas vorgezogen, stand bis 1913 ein sehr schönes hölzernes Rheintalhaus.
Der Abbruch des sogenannten Leistenhauses im Jahr 1911, an dessen Stelle heute das Teppichhaus Dörler steht, bereitete wegen der dicken, massiven Mauern besondere Schwierigkeiten. (Leist ist der Vulgoname für die zuletzt dort wohnende Mesnerfamilie Thurnher, deren Vorfahren Schuhmacher waren. Das Gebäude selbst war aber kein gewöhnliches Bauern- oder Bürgerhaus. Ein Schlußstein mit dem öster. Bindeschild weist auf das Baujahr 1539 hin. Es kann keinen Zweifel darüber geben, daß es sich hierbei um die mehrfach erwähnte Taverne handelt, die 1655 auch als Tanzhaus bezeichnet wurde und damit um jenes Gebäude, das Schauplatz der wichtigen öffentlichen Anlässe war, bis herauf ins letzte Jahrhundert. ' Hinter dem Leisthaus steht seit 1776 das Frühmeßhaus, das vom Frühmesser Martin Herburger auf dem Grund und mit dem Vermögen seiner Familie erbaut wurde. Da die Frühmeßpfründe schon 1401 gestiftet wurde und 1768 ein Frühmeßhaus erwähnt ist, muß sich dieses anderswo in der Nähe der Kirche befunden haben.

Die ehemalige Tirolerbank war zuvor die Wohnung des Schulbenefiziaten, wie seit 1819 der dritte Priester genannt wurde. Hier befanden sich bis zur Übersiedlung in das jetzige alte Rathaus Gemeindekanzlei und Archiv. 1684 wurde das Haus neben der Taverne am Platz von Martin Herburger um 280 Gulden als Rathaus angekauft. Die Sitzungen und Tagsatzungen fanden aber weiterhin meist im Hause des jeweiligen Ammanns statt, der als Gastwirt aus seinem Amte das Möglichste herauszuholen suchte.

Im Haus der Bäckerei Spiegel (Spiegelbäck) läßt sich der Betrieb de Bäckerei weit zurück verfolgen. Die Besitzer haben aber früher oft gewechselt.

Daneben, im Gebäude der Volksbank, wohnte um 1800 Martin Herburger am Brunnen. Durch etliche Generationen war in dieser Gegend die Herburgersippe ansäßig. Am sogenannten Scharf eck , gegebüber dem einst schmalen Eingang zur Riedgasse, saß um 1800 jener Martin Herburger, der Verwalter der Herrschaft Neuburg war. Zuvor amtierte hier sein Schwiegervater Johann Georg Stauder, der von 1757 bis 1766 die Geschicke von Dornbirn leitete. Das Nebenhaus Marktplatz 7, "Ammas Ottiles':, wie die alten Leute sagten, scheint ebenfalls den Herburger gehört zu haben.

Der obere, östliche Marktplatz, dessen Verbauung um 1600 erfolgt sein muß, könnte auch als das Gasthausviertel bezeichnet werden:
Nicht nur "Hirschen" und "Kreuz" hängten hier ihre Schilder heraus.
An der Nordseite steht das ehemalige Gasthaus "Adler" mit der Jahreszahl 1611, daneben die umgebaute"Sonne" und dahinter, wo jetzt das Geschäft Mühlhauser (Conrad Sohm) steht, war das Gasthaus "Zur Ilge".

Nach den Verhältnissen vor 200 Jahren könnte man dieses Viertel auch Rhomberg=Winkel nennen und wahrscheinlich hat schon der Stammvater Thomas Rhomberg, der Held vom Haggen, vor 1647 hier als "Gastgeb" gewaltet wie es im Wappenbrief heißt. Von seinem Urenkel, dem Ammann Franz Martin Rgomberg wissen wir, daß er "Hirschenwirt" war und es ist daher naheliegend, das heutige Hotel Hirschen als Stammhaus der Familie zu betrachten, obwohl dies ebensogut für „Sonne“ und „Adler“ zutreffen könnte. Bei der Gastwirte- und Ammannsfamilie Wehinger ist dies einfacher, doch war die Aufschrift am Gasthaus „Kreuz“, wonach das Haus seit 1501 im Familienbesitz gestanden hätte, wohl nicht zu belegen.
Zweifellos ist auch diese Gaststätte entstanden, nachdem die Eisengasse zur Landstraße geworden war.

Zwischen "Kreuz" und "Hirschen" steht abgerückt das 1797 erbaute Patrizierhaus des Gemeindeammanns Josef Anton Lanter, wo 1799 der russische General SUWOROW mit Stab und Domestiken einquartiert war.
(Heute Lorenz=Rhomberg=Haus.) Die Eisenhandlung Ulmer geht auf eine Schlosserei des Martin Huber um 1800 zurück.

Das gegenüberliegende"Rote Haus" wurde auf dem Platz des ehemaligen Pfarrhofes durch die Eheleute Michel Danner und Verena Rhomberg errichtet. Auch hier saßen in der Folge stolze Ammänner als geschäftstüchtige Gastwirte, und wenn diesem schönen Bauwerk auch nicht jene Bedeutung zukommt, die ihm Literatur und bildende Kunst bemessen, so ist es doch schlechthin das Denkmal des alten Dornbirn. .

Obwohl noch vor 100 Jahren fast in jedem Haus um den Marktplatz herum Vieh gehalten wurde, haben sich die Einwohner dort fortschreitend gewerblichen Berufen gewidmet. Der Hirschenwirt war damals auch Bierbrauer, Gerber und Ökonom, ein Nagelschmied betrieb gleichzeitig eine Rasierstube usw.

Ein besonderes Problem für den Ort war die Wasserversorgung.
Da in der nahen Umgebung keine Quelle war, mußte das Wasser vom Steine bach in einem offenen Kanal hergeleitet werden. Es floß mitten durch die Dorfstraßen und über den Grabenweg wieder ab. Erst im 17.Jahrhundert wurde das Trinkwasser in Holzrohren vom Staufenhof hergeleitet und der bekannte Platzerbrunnen oder St.Martins=Brunnen erstellt.
Nach Abdeckung des Feuergrabens wurde dort auch das Vieh getränkt und die Wäsche gewaschen.


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Autor:

Josef Huber