Autor:
Christian Tumler
Steinebach, III.
Der Ausbau der langen Straße von der Steinebachbrücke am Fuße des Zanzenberges bis hinauf zum „Kehlegger Rank“ ist eng mit dem Bau und Wachstum der Textilfabriken der Firma F. M. Hämmerle „Im Steinebach“ in der zweiten Hälfte des 19. Jh. verbunden. Der Flurname für das Tal des wilden „Steinebachs“ ist selbstverständlich ungleich älter (schon 1347 genannt) als die offizielle Bezeichnung der Straße anno 1879. Dies zeigt auf heitere Weise auch der im Volksmund gebräuchliche Name „(Klein-)Bosnien“ für das Teilstück oberhalb der Fabriken bei den alten Arbeiterhäusern der Firma Hämmerle. Als 1878 im „Berliner Kongreß“ Österreich-Ungarn das bis dahin türkische Gebiet von Bosnien-Herzegowina zur Okkupation zugewiesen erhielt, mussten dort von den k. u. k. Truppen, Unruhen unterdrückt werden. Heimkehrer von dem an dieser Aktion beteiligten Kaiserjägerregiment erzählten von ihrem Einsatz in dem für sie damals am „Ende der Welt“ gelegenen, unwirtlichen Land und gaben der abseits gelegenen Kleinsiedlung spöttisch den Namen „Bosnien“.
DGBL 6.7.1879, 308; FRIEBE 2004; HUBER 1987; OPRIESSNIG 2004; VOGT 1993, 70